Eine Auswahl interessanter Beiträge der letzen Zeit.
Erstellt: 28.01.2022. Aktualisiert: 29.01.2022, 11:54 Uhr
Von: Thomas Leichsenring PDF-Download des Artikels
Karlsfeld – Auch das ist eine Auswirkung der Coronapandemie: Vereine verlieren Mitglieder. Das hat auch der TSV Eintracht Karlsfeld zu spüren bekommen. Zum 1. Januar 2022 waren 3383 Mitglieder gemeldet. Zum Vergleich: Seit etwa 1997 bis noch vor wenigen Jahren lag die Mitgliederzahl ziemlich stabil bei rund 4200.
„Eng verbunden mit der stufenweisen Gründung der mittlerweile 14 Abteilungen stieg auch die Zahl der Mitglieder des Vereins an“, heißt es in einem aktuellen Bericht auf der Vereinshomepage der Eintracht. Die Statistik zeige zudem deutlich, wie sich der Bau von Sportstätten auswirkte. Die Turnhalle an der Krenmoosstraße wurde 1962 eröffnet – in den folgenden Jahren stieg die Mitgliederzahl der Eintracht rasant. Weitere Projekte waren die Sportanlage an der Jahnstraße 1969, das Hallenbad 1971, die Großsporthalle 1974 und acht Tennisplätze in den Jahren 1975 und 1976. Von 1970 bis 1975 entwickelte sich der TSV innerhalb von fünf Jahren vom kleineren Verein zum Großverein.
Dagegen wirkte sich die 1990 eröffnete Franz-Schiebl-Sporthalle an der Jahnstraße nur bedingt auf den Mitgliederstand aus. „Die Hallenflächen und übrigen Räume boten neben der Chance, das Sportangebot insgesamt zu optimieren, vor allem aber die Möglichkeit, Kapazitätsengpässe zu schließen“, heißt es im Beitrag. Den letzten großen Mitgliederzuwachs gab es durch den Bau weiterer vier Tennisplätze im Jahre 1995.
Seit dem Beginn der Coronapandemie, mit ihren starken Beschränkungen in allen Lebensbereichen, bekomme auch der TSV Eintracht die Folgen zu spüren: Etliche Mitglieder sind ausgetreten, weil das Sportangebot mitunter auf null zurückgefahren werden musste. Gleichzeitig waren nur wenige Neueintritte zu verzeichnen. Besonders spürbar sei dies 2020 gewesen, der Rückgang der Mitgliederzahlen sei dann 2021 schwächer ausgefallen. Bis zum Ende des Jahres 2023 hoffen die Vereinsverantwortlichen, wieder einen spürbaren Zuwachs verzeichnen zu können.
Aber es gibt auch gute Nachrichten, was den Karlsfelder Großverein betrifft. Denn in den nächsten Jahren erwartet er eine Entspannung im Bereich der Hallenkapazitäten. Im Spätsommer 2021 wurde die neue Dreifach-Sporthalle der Grundschule an der Krenmoosstraße eingeweiht. Diese dürfen die TSV-Sportler zusätzlich zur Sporthalle der Mittelschule mit nutzen. Langfristig wirksam wird diese Entspannung allerdings erst nach Abschluss der dringend erforderlichen Sanierung der Dreifach-Sporthalle der Mittelschule – laut Bürgermeister Stefan Kolbe eine Maßnahme von höchster Priorität. „Erst dann wird es unseren Sportgruppen durch Nutzung beider Hallen wieder möglich sein, ihr Angebot auszuweiten und somit den zu erwartenden Anforderungen der gewachsenen Einwohnerzahl Karlsfelds leichter gerecht zu werden“, heißt es auf der Vereinshomepage.
Weitere Kapazitäten bringt die Mitnutzung der Sporthalle der Fachoberschule an der Zugspitzstraße. Zudem soll zum Schuljahr 2025/26 das Gymnasium an der Bayernwerkstraße fertig sein – mit einer hochmodernen Vierfach-Halle.
Von den aktuell 3383 Mitgliedern beim TSV Eintracht Karlsfeld waren 1449 unter 18 Jahre. Dies ist der Anfangsstand im Januar. Schwankungen im Jahresverlauf sind üblich.
dn/tol
Dachauer Nachrichten vom 0911.2021 Bericht im Internet von Elfriede Peil
Sogar das Schminken hat er drauf
Karlsfeld – „Volker Rödel hat sich in besonderer Weise um das TSV-Brettl verdient gemacht“, sagte Toni Cremers. Der Abteilungsleiter überreichte dem „Urgestein“ der Theatergruppe am Rande der Brettl-Aufführung am Samstag (wir berichteten) die Goldene Ehrennadel und eine Urkunde des Bundes deutscher Amateurtheater sowie eine Ehrenurkunde der bayerischen Sektion dieses Verbandes.
In seiner Laudatio zählte Cremers die einzigartige Erfolgsgeschichte dieses Karlsfelder Schauspielers auf: Seit 53 Jahren ist Rödel Mitglied beim TSV-Brettl, er war 25 Jahre lang, von 1984 bis 2009, ununterbrochen in mehreren ehrenamtlichen Funktionen aktiv. „Mit großem Engagement, als Teamspieler und als Netzwerker, hat Volker das TSV-Brettl zu einer festen Größe in der Karlsfelder Kultur gemacht“, so Toni Cremers.
Rödel war erfolgreich als Regisseur und in der Regieassistenz und als Ideengeber bei Starkbierfesten sehr gefragt. „Und seine Auftritte als Schauspieler waren grandios“, betonte Cremers. Rödel war auch derjenige, der immer die hochdeutschen Einsätze hatte, oder er musste Berlinern. Noch heute ist der 80-Jährige bei jeder Probe dabei, so auch bei der letzten Produktion, die mit den Einaktern „Ich mach’ das schon“ und „Kabarett“ über die Bühne ging. „Sein Wirken als Motivator für die Truppe ist bis heute beliebt“, so Cremers.
Spielleiter Pascal Piroué erinnerte an den denkwürdigen Start dieser Schauspielkarriere in Bayern: „Volker Rödel kam vor über 50 Jahren als Ur-Düsseldorfer mit nur einem Koffer nach München, fand Arbeit bei der MAN und ist dann hier hängen geblieben.“ Er wurde aktiver Handballer beim TSV Eintracht Karlsfeld und ließ sich gerne ansprechen vom damaligen Abteilungsleiter Paul Kotzock, der Mitspieler für einen kleinen Sketch auf der Weihnachtsfeier suchte. Das war 1972, der Geburtsstunde des Brettls.
Günther Meikis, spielfreudiger Theaterkollege von damals, weiß noch, wie sie zusammen den Sketch „Heilige Justitia“ aufgeführt haben, sogar mit Gesang: „Das war aufregend, hat aber sehr viel Spaß gemacht.“ Im Gespräch am Rande der Verleihung freut sich Meikis über diese Ehrung, die Rödel nun erhält. „Er war jahrzehntelang sehr, sehr engagiert.“ Einen Regiekurs hat Rödel gemacht, einen Souffleuse- und sogar einen Schminkkurs. „Ich habe gerne mit ihm gespielt“, betonte Meikis. „Er hat sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, wenn man mal ein Wort anders als im Textbuch gesagt hat.“
Mit anderen Worten: Er konnte improvisieren. Aber er war auch sonst ein Fuchs: Meikis: „Beim Stück das Streichquartett wollten wir ihn überraschen und haben in seinen Geigenkasten einen Schachtelteufel eingebaut.“ Aber daraus wurde nichts: Volker Rödel nahm den Geigenkasten, trug ihn hinter die Bühne und öffnete ihn erst dort. Zum Teufel mit der Schadenfreude.
Elfriede Peil
Dachauer Nachrichten vom 08.11.2021 Bericht im Internet von Elfriede Peil
Gemütlich-heimeliger Theaterabend in Karlsfeld: TSV-Brettl kehrt mit zwei Einaktern äußerst erfolgreich aus der Corona-Zwangspause zurück.
„Das war ein richtig schöner Theaterabend.“ „So könnten sie es immer machen.“ „Das brachte gute Laune pur.“ Die Stimmen zum ersten Bühnenauftritt des TSV-Brettl nach langer Zwangspause waren rundum positiv. Man sah es auch den Gesichtern an: Die lachten und strahlten uneingeschränkt.
Karlsfeld ‒ Dabei war es eigentlich ein Abend von der Art „Zwei in Eins“: Die Einakter der Schauspielgruppe und außerdem die Musik der Blaskapelle Karlsfeld, die eine halbe Stunde vor Beginn, in der Pause und nach dem Ende der Vorstellung unermüdlich aufspielten. Es war ein Konzertabend und ein Theaterabend in einem. Der Applaus war entsprechend ausgiebig und begeistert.
Dabei war alles sehr kurzfristig und spontan eingefädelt worden. Aber, wie Abteilungsleiter Toni Cremers sagte: „Es musste einfach mal wieder sein!“ Er war riesig froh, dass nach Umbrüchen und Unsicherheiten nun tatsächlich die Bretter wieder bespielt werden konnten, auch dank neuer Mitglieder. „In nur acht Wochen haben wir das hinbekommen“, so Spielleiter Pascal Piroué. Und das wiederum dank der Regisseurin Brigitte Mank, die wahrlich geschuftet hatte mit ihnen. Aber die war zufrieden: „Es hat sich gelohnt!“
Gelohnt hat sich auch, dass die Blaskapelle unter der Leitung von Reinhard Hagitte alles daran gesetzt hat, um mitzumachen. Es ist ihr hervorragend gelungen. Wenn zu Beginn der „Egerländer Musikantenmarsch“ erklingt, kommt Stimmung auf, ebenso wie bei den Polkas und Walzern. Aber sie können auch Swing und Dixie. So richtig urig war’s dann auf diesem Novemberfest, als sie das „Prosit auf die Gemütlichkeit“ schmetterten.
Denn gemütlich-heimelig war dieser Abend. Man traf wieder Freunde und Bekannte. „Es war wie beim Klassentreffen“, sagte eine Besucher
Dazu trug auch die Saalanordnung bei. Statt wie sonst in langen Reihen waren die Tische als Inseln aufgestellt, für zehn Besucher jeweils, die sich wunderbar unterhalten konnten. An ihnen wurden am Samstag Landrat Stefan Löwl und einige Kreistagsmitglieder gesichtet, ebenso wie Gemeinderatsmitglieder vom Bündnis für Karlsfeld und der SPD. Es ist nicht verbürgt, ob sich die Parteien abgesprochen hatten, aber am Freitagabend waren die CSU und die Grünen da.
„Ich mach’ das schon“ war die erste Kurzkomödie. Iris Schmidlkofer wirbelte über die Bühne, als wäre die ihr ständiges Zuhause. Als Olga Pottlich ist sie eine deutschstämmige Aussiedlerin aus Osteuropa und will unbedingt Sekretärin bei dem Paarvermittler Ulrich Baron von Halmackenreuther alias Pascal Piroué werden. Der checkt nicht, dass sie weder E-Mails verschicken, noch Excel-Tabellen handhaben kann, aber was soll’s. Dafür bringt sie ihm bei, dass ein Schlückchen ab und an aus dem Flachmann oder ein Schweinsbraten durchaus zur Balance zwischen Arbeit und Leben beitragen können. Am Ende schafft sie es, dass ihr Chef statt einer „scheenen, aber bleeden“ Schickimicki-Mieze (gemimt von Lucia von Hessenthal) die hübsche, nette Nachbarin mit dem aufregenden Namen Monika Müller wählt. Birgit Piroué ist auch im richtigen Leben die Auserwählte vom richtigen Pascal.
Auffallend sind die Kostüme, die sie alle tragen, superelegant, oder rustikal wie bei der Olga. Sie stammen aus dem eigenen Kleiderfundus, aber passen perfekt in die Szenen. Natürlich hat der Mann wieder den höchsten Mode-Ehrgeiz. Der Herr Baron trägt quietschgrüne Schuhe zu ebensolchem Blazer. So grün kann doch kein Frosch sein.
Der zweite Einakter „Kabarett“ hat vermutlich realistische Erinnerungen beim Publikum ausgelöst, ungute. Zwei Paare wollen ins Theater und kommen extra früh, um sich die besten Plätze zu sichern. Dann geht das Gejammere los: Es zieht eigentlich überall, dort ist man zu sehr am Notausgang, da hustet jemand, hier wackelt der Tisch. Was bestens nachvollziehbar ist: „Diese Bürgerhausstühle sind furchtbar unbequem.“
Inzwischen füllt sich der Raum, dezent hat die Animateurin (Lucia von Hessenthal) echtes Publikum aus dem Saal nach oben eingeladen, ganz zufällig sind es bekannte Brettl-Fans. Am Ende bleiben nur noch hinten Notplätze übrig. Und die Aussicht auf bequeme Sitze – daheim vorm Fernseher.
Melanie Fuchs spielt mit dem Neuzugang aus Feldmoching Maximilian Zuleger ein Paar. Beide sind gleich quengelig. Monika Watry, die aus Luxemburg nach Dachau zog, ist die Partnerin von Wolfgang Hesse, ebenfalls neu im Team und nicht weniger anspruchsvoll. Dieser klopft als Werner mit eigener und der Begeisterung des Publikums seine Machosprüche wie: „Zwei Schwiegermütter aus Berchtesgaden gingen zusammen baden. Die eine ist ersoffen, von der anderen wollen wir es hoffen.“ Da können die Partnerinnen oben auf der Bühne nur die Augen verdrehen. So ist nun mal mit den Männern und den Frauen: Sie können sich’s nie recht machen.
Dachauer Nachrichten vom 25.10.2021 Bericht im Internet von Thomas Leichsenring
Rüdiger Meyer bleibt Chef der Karlsfelder Eintracht.
Der seit 2014 amtierende Präsident ist am Freitag bei der Jahresversammlung im Bürgerhaus einstimmig wiedergewählt worden. Ein weiteres wichtiges Vorstandsamt konnte auf den letzten Drücker doch noch besetzt werden.
Karlsfeld – Die Neuwahlen auf der mit nur 62 Stimmberechtigten schwach besuchten Jahresversammlung des TSV Eintracht Karlsfeld unter Leitung von Bürgermeister Stefan Kolbe waren am Freitag eine Ruck-Zuck-Angelegenheit. Per Akklamation wurden alle Kandidaten einstimmig gewählt. Präsident bleibt Rüdiger Meyer, als Vizepräsidenten wurden Birgit Piroué und Adrian Koppisch bestätigt. Ab sofort hat das Führungsteam mit Brigitte van Dyck eine dritte Vizepräsidentin.
Andreas Hartwich stand nicht mehr zur Wahl. Neun Jahre lang war er Vereinsjugendleiter gewesen. Weil er mittlerweile die Leitung der mitgliederstarken Turnabteilung übernommen hat, kandidierte Hartwich nicht mehr. In den vergangenen Wochen hatten Meyer und das Präsidium verzweifelt versucht, einen Nachfolger zu finden. Es gab nur Absagen – bis Freitag. Wenige Stunden vor Versammlungsbeginn erklärte sich Hannah Brandstetter bereit, die Vereinsjugendleitung zu übernehmen. Die 21-jährige Studentin wurde in Abwesenheit einstimmig gewählt. Seniorenbeauftragter des TSV Eintracht bleibt Peter Nöbauer. Auch die Kassenprüfer Barbara Hausen und Gerhard Groll wurden wiedergewählt.
„Corona war für uns heftig“, sagte Präsident Rüdiger Meyer in seinem Rechenschaftsbericht. Beinahe im 14-tägigen Rhythmus habe man neue Hygienevorschriften umsetzen müssen, allgemein hätten es Politik und Behörden dem Verein mitunter „wahnsinnig schwergemacht“. Je länger der Lockdown gedauert habe, „umso unzufriedener wurden die Mitglieder“.
Die Zahl der Austritte hielt sich noch in Grenzen. Allerdings gab es in den vergangenen Monaten kaum Eintritte. „Normalerweise haben wir rund 500 Mitgliedsanträge pro Jahr“, sagte Meyer, „die Arbeit konnten wir uns zuletzt sparen.“ Auf 3483 Mitglieder ist der Verein, der schon deutlich über der 4000-Mitglieder-Grenze lag, geschrumpft. Geschäftsführer Roland Lorber fügte an, dass noch eine ganze Reihe von Austritten zum Jahresende 2021 hinzukommen werde.
Immerhin: Finanziell hat der TSV Eintracht die Pandemiemonate recht gut überstanden. Das lag auch an den staatlichen Hilfen in Höhe von rund 101 000 Euro. 2020 lag der Überschuss bei 177 800 Euro. Einnahmen und Ausgaben hätten sich gleichermaßen „nach unten bewegt“, sagte Lorber. Der Verein steht finanziell immer noch auf einem festen Fundament. Lorber: „Wir sind in der Lage, unseren Schuldendienst aus eigener Kraft zu leisten.“
Vereinschef Meyer brachte auch eine schlechte Nachricht mit: Der Eintracht-Kurier wird eingestellt, die nächste Ausgabe des Vereinsjournals wird die letzte sein. Einige Mitglieder hätten sich für den Kurier „massiv eingesetzt“, sagte Meyer. Jedoch habe es an der nötigen Unterstützung im Verein und in den 14 Abteilungen gefehlt.
Erfreulich hingegen: die neue Internetseite des Vereins. „Frisch und modern“ komme die Homepage daher, sagte der Präsident. Jetzt wolle man die Seite sowie verstärkt auch Facebook und Instagram nutzen, „um unsere Botschaften nach draußen zu bringen“.
Dachauer SZ vom 21. April 2021 Bericht im Internet von Christiane Bracht, Karlsfeld
Weniger Geld für Sport und Kultur
Weil Karlsfeld um einen genehmigungsfähigen Haushalt ringt, fallen die Fördergelder für Vereine in diesem Jahr geringer aus. Einige Gemeinderäte sorgen sich deshalb, Karlsfeld könnte zur "Schlafstadt" verkommen.
Das Sportgelände des TSV Eintracht Karlsfeld bei München. Der Verein hat in der Pandemie Mitglieder verloren.
Weil Karlsfeld um einen genehmigungsfähigen Haushalt ringt, fallen die Fördergelder für Vereine in diesem Jahr geringer aus. Einige Gemeinderäte sorgen sich deshalb, Karlsfeld könnte zur "Schlafstadt" verkommen
Schon seit gut zwei Monaten ringen die Parteien mit sich, es ist eine schwierige Entscheidung. Vereinszuschüsse kürzen, das tut keiner gern. Doch die Finanzlage der Gemeinde Karlsfeld zwingt die Kommunalpolitiker dazu. In der Kasse fehlen vier Millionen Euro nur um die laufenden Kosten zu decken - an Investitionen ist da erst gar nicht zu denken. "Vereinszuschüsse sind freiwillige Leistungen", mahnt Beate Full (SPD). Schon zwei Mal hatten die Karlsfelder Politiker in Sitzungen darüber kontrovers diskutiert und am Ende die Entscheidung doch verschoben. Auch am Dienstag wollte Venera Sansone (SPD) das Thema am liebsten noch einmal vertagen, denn der Gemeinderat will am Donnerstag über eine Strategie zur Haushaltsplanung beraten. Diese hätte sie gerne als Hintergrund für eine Entscheidung abgewartet, erklärt sie. Doch der Hauptausschuss lehnte ihren Antrag ab.
Der Ausgabeposten war verhältnismäßig klein: 26 000 Euro hatten die Vereine für 2021 beantragt - ohnehin schon eine deutlich kleinere Summe als in den Jahren zuvor. Manche, wie etwa der Bund Naturschutz oder der Sozialverband VdK verzichteten ganz, andere wie der TSV Eintracht Karlsfeld überlegten, wo man sparen kann und reduzierten ihre Forderung. "Es hat sich offenbar schon rumgesprochen, dass wir uns schwertun", sagte Finanzreferent Stefan Theil (CSU) anerkennend.
Vor zwei Monaten hatte die CSU noch für eine Reduzierung der Zuschüsse um 20 Prozent plädiert. Am Dienstag wollte man nur noch zehn Prozent bei allen kürzen. "Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein", bemerkte Heike Miebach (Grüne). Natürlich könnte man angesichts dessen die Zuschüsse unangetastet lassen, aber die Karlsfelder wollten "ein Zeichen setzen". Alles was gehe, werde gestrichen, da solle auch hier reduziert werden, meinte Theil.
Miebach tat sich schwer zu beurteilen, wie wichtig das Geld für die einzelnen Vereine ist - der Antrag der Grünen, dies zu erfragen, ist bereits im März von der Mehrheit abgelehnt worden. Sie überlegte kurz, eine Unterscheidung zwischen karitativen und anderen Vereinen zu treffen und verwarf es wieder. Rüdiger Meyer (CSU), der zugleich auch Präsident des TSV Eintracht Karlsfeld ist, warnte davor: "Das ist eine Watschn ins Gesicht der Ehrenamtlichen." Allein im TSV habe man 500 freiwillige Helfer, die riesige Beiträge für die Zivilgesellschaft leisteten, es wäre fatal für ein Symbol, ihnen kein Geld mehr zu geben. Und wenn die Vereine ihre Beiträge erhöhen müssten, nur um überleben zu können, das wäre für viele das Ende, so Meyer. "Ich sehe die Austrittswelle schon vor mir. Man sollte das Engagement und Kulturleben nicht von Corona kaputtmachen lassen", appellierte er an seine Kollegen. Sein Verein habe nur noch 3000 Mitglieder, statt 4000. "Wir sollten lieber zeigen, dass wir da sind und die Vereine unterstützen", sagte er. Stefan Handl warnte davor, Karlsfeld zur Schlafstadt zu machen. Die Kultur mache Karlsfeld lebenswert. Auch Anton Flügel (FW) sprach sich dagegen aus, die Vereine "am langen Arm verhungern zu lassen".
Einzig die SPD zeigte Kante: "Die Vereine sind wichtig und wir schätzen das ehrenamtliche Engagement", sagte Beate Full. "Aber freiwillige Leistungen können wir uns in unserer Lage eigentlich nicht mehr leisten." Bislang habe man nur Kleinbeträge im Rahmen der Haushaltsberatungen gespart, vor allem aber vieles auf das nächste Jahr verschoben. Selbst wenn sie es gerne tun würde, so könne sie schon aus systematischen Gründen nicht zustimmen. Mit Corona habe das Dilemma nichts zu tun, bemerkte Full. Auch im Jahr davor habe man die Schulden schon nicht zahlen können und damals sei man noch von Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von neun Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen rechnet man nur noch mit sechs Millionen.
Der TSV bekam bisher immer eine Finanzspritze im hohen fünfstelligen Bereich für Heizkosten, Strom und Ähnliches. "Es wäre unredlich dieselbe Summe zu verlangen", sagte Meyer. Seit kein Sport mehr stattfinde, brauche man kaum Wasser und keine Beleuchtung, auch heizen müsse man nur, damit die Wände nicht feucht werden. Die Eintrittsgelder für das Hallenbad seien ebenfalls überflüssig, nachdem es zu habe. Als man den Antrag gestellt habe, sei man in der naiven Meinung gewesen, dass der Sportbetrieb wieder aufgenommen werden könne, erklärte Meyer die Höhe des Antrags von ursprünglich 170 000 Euro. Nun will der Sportverein nur noch 140 000 Euro.
Die übrigen Vereine müssen nun auf etwa zehn Prozent verzichten. Adrian Heim (Bündnis) plädierte zunächst dafür, wenigstens die Dirigentengehälter, etwa beim Symphonieorchester in voller Höhe auszuzahlen. Die Künstler müssten schon genug unter Corona leiden. Manche drohten sogar aus der Sozialkasse herauszufallen. Doch die deutliche Mehrheit wollte darauf keine Rücksicht nehmen.
Merkur vom 27. Januar 2021 Bericht im Internet von tol/dn
45 Jahre Karlsfelder Jumpagnes: Showtanz im Wohnzimmer
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr mussten die Tänzer eine Zwangspause einlegen
45 Jahre – nicht gerade das Jubiläum aller Jubiläen, aber doch ein Grund zum Feiern. Also freuten sich die Jumpagnes auf das Jahr 2020. Die aus der Jazztanzgruppe hervorgegangene Showtanzgruppe des TSV Eintracht Karlsfeld wollte erst Fasching und dann ihr 45-jähriges Bestehen feiern. Der wie immer seit 2013 in Eigenregie veranstaltete große Faschingsball fand noch statt, unter dem Motto „Superheld trifft Comicstar“ tummelten sich Hunderte in tollen Kostümen im Bürgerhaus.
Karlsfeld - Doch dann war Schluss – Corona. Kein Hallentraining mehr, keine Auftritte. Den Tänzerinnen blieb nichts anderes übrig, als das Training ins Internet und damit sozusagen ins Wohnzimmer zu verlegen. Als der erste Lockdown vorüber war, konnte Trainerin Ulrike Koske ihre Riege wieder zusammenrufen. Schließlich wollte man die Faschingssaison 2021 vorbereiten.
Dann kam Lockdown Nummer zwei. Die Jumpagnes kehrten zurück zum Online-Training. Den Fasching, und damit natürlich auch den eigenen Ball im Bürgerhaus, konnten sie allerdings streichen. „Uns war schon im August klar, dass das knapp werden könnte“, verrät die Trainerin. Dennoch bleiben sie und die Aktiven eisern: Jeden Dienstag findet der Online-Treff statt. „Dann wird zwei Stunden lang trainiert“, berichtet Uli Koske. Sie räumt allerdings ein, dass es mitunter schwerfällt, die Motivation aufrecht zu erhalten.
Unter dem Namen „Jumpagnes“ tritt die Gruppe erst seit 2006 auf. Die Geschichte reicht jedoch viel weiter zurück. 1975 wurde im TSV Eintracht die erste Jazztanzgruppe gegründet, auch Männer waren damals dabei. Fünf Jahre später folgte unter der Leitung von Gisela Bartmann die Gründung der Sparte Jazztanz, es gab bald erste öffentliche Auftritte. Und das mitunter vor großem Publikum. So trat die Karlsfelder Gruppe 1981 in der Rudi-Sedlmayer-Halle auf.
Die Tanzgruppe zeigt sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer häufiger, tritt auch im Ausland auf, in Spanien, Frankreich, Weißrussland und sogar Israel und Südafrika.
1987 kommt es zu einer besonderen Reise: Auf Einladung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker fährt eine fünfköpfige Gruppe nach Bonn zur Veranstaltung „Jugend im Parlament“. Hintergrund: Auf Initiative von Gisela Bartmann können inhaftierte Mädchen aus der Justizvollzugsanstalt Aichach mit der Tanzgruppe trainieren. Diese besondere Art sozialen Engagements wird belohnt.
1990 übernimmt Ulrike Koske das Training – und leitet es bis heute. Im Fasching sind die TSV-Tänzerinnen stets besonders gefragt, aber es gibt auch Auftritte zu anderen Anlässen; zum Beispiel anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Landessportverbands auf dem Münchner Marienplatz 1997 und gleich mehrfach beim Deutschen Turnfest.
Die Jumpagnes standen und stehen für tolle Tänze in tollen Kostümen und tollen Programmen mit Titeln wie „Anneliese im Voodoo-Land“, „Marsmännchen“, „Im Reich der Morgensonne“ und „Im Himmel ist die Hölle los“. 2020 hieß es wie gesagt „Superheld trifft Comicstar“. Aber nach der Zwangspause 2021 wollen sie spätestens 2022 wiederkommen, die Showtänzerinnen des TSV. Ulrike Koske: „Wir sind guten Mutes!“
Dachauer SZ vom 6. Januar 2021 Bericht im Internet von Christiane Bracht, Karlsfeld
Eine sportliche Aufgabe
Rüdiger Meyer darf als CSU-Gemeinderat mitentscheiden über alle zukünftigen Bauprojekte - auch über ein neues Vereinsheim. Einen Plan für das neue Vereinsheim des TSV Karlsfeld gibt es schon. Ob im Gemeindehaushalt 2021 jedoch Geld dafür übrig sein wird, ist fraglich
2021 werden die Weichen für die Zukunft des TSV Eintracht Karlsfeld gestellt: Der Verein träumt schon lange von einem neuen Vereinsheim mit großem Versammlungsraum und gemütlicher Gaststätte. Vor zwei Jahren keimte bereits Hoffnung auf, als der Gemeinderat einen Planer engagierte. Jetzt hat dieser seine Entwürfe offengelegt. Präsident Rüdiger Meyer ist begeistert - zumindest von einer Variante. Allerdings sind die Kosten hoch: Mit 3,5 Millionen Euro soll der Neubau zu Buche schlagen, so der Münchner Architekt Nicolas Neumann, und rechnet man Straßenverlegung, neuen Parkplatz und alles andere dazu, werden es wohl um die 6,7 Millionen Euro werden. Eine extrem hohe Summe für eine klamme Gemeinde.
Bei den Haushaltsberatungen, die noch im Januar beginnen werden, will man darüber diskutieren. "Es ist wohl eher ein Ausblick für die nächsten sieben bis zehn Jahre", sagt Meyer, wohlwissend dass noch weitere große Bauprojekte anstehen. So zum Beispiel die Sanierung des Hallenbads, die netto 9,2 Millionen Euro kosten soll, brutto vermutlich um die elf Millionen. Auch das ist eine Baustelle, die den Verein tangiert.
Noch ist nicht entschieden, ob man das Bad nicht vielleicht schließen muss, weil die Gemeinde es nicht finanzieren kann. "Das wäre eine Katastrophe - die schlechteste Entscheidung für Karlsfeld", sagt Meyer, der als CSU-Gemeinderat wird mitstimmen dürfen. Dabei geht es ihm nicht nur um die Kinder, die auch in Zukunft noch Schwimmen lernen sollen: Ihm liegen auch die Sportler am Herzen, allen voran die aus der Schwimmabteilung seines Vereins, aber auch die Triathleten, die dann nicht mehr trainieren könnten. Doch selbst wenn das Bad für viel Geld renoviert werden würde, säßen die Sportler während der zweijährigen Bauzeit auf dem Trockenen - zumindest nach jetzigem Stand. "Ein Problem, das wir noch nicht durchdacht haben", sagt Meyer. Dies zu lösen, wird wohl seine Aufgabe sein in 2021. Doch schon jetzt ist der Präsident sicher, dass es zu "Veränderungen im Verein führen wird" und das treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn, nicht zuletzt wegen der coronabedingt ohnehin schon hohen Austrittszahlen im vergangenen Jahr. 700 Mitglieder haben dem Verein den Rücken gekehrt.
In der Präsidiumssitzung am 12. Januar wird es also um die Frage gehen: Wie kann man Schwimmer und Triathleten trotz der ungünstigen Situation im Verein halten? Wo wird man ihnen Trainingsmöglichkeiten bieten können? "Das Dachauer Bad ist bereits voll", weiß Meyer. Und wieder ist der Präsident ein Krisenmanager - auch wenn es diesmal nicht um Corona geht.
Den TSV für die Zukunft rüsten, das heißt für Meyer natürlich auch, trotz schlechter Vorzeichen die Planungen auf dem Gelände des Sportparks voranzutreiben. Maximal sieben Jahre werde das alte Vereinsheim, das die Sportler 1967 in ihrer Freizeit errichtet hatten und in das es nun an allen Ecken und Enden zugig und kalt hineingeht, halten, schätzt Meyer. "Dann werden wir uns darüber unterhalten müssen, ob es sich noch lohnt, Geld da hineinzustecken." Deshalb liegt ihm viel daran, die vom Präsidium favorisierte Lösung in einen Bebauungsplan zu gießen, damit sie irgendwann - am liebsten natürlich möglichst bald - realisiert werden kann. Es soll nicht wieder gehen, wie Anfang der 2000er Jahre als das Landratsamt eine Ausnahmegenehmigung gab, die nach einiger Zeit auslief, weil die Gemeinde den Bau wegen Geldknappheit nicht in Angriff nehmen konnte. Irgendwann mussten die Bautafeln wieder abgebaut werden. Das war ein schmerzlicher Schritt für den Verein.
Wenn es nach den Karlsfelder Sportfunktionären geht, soll das Vereinsheim einmal das Zentrum des Sportparks werden. Von allen Seiten gut erreichbar, Versammlungen aller Abteilungen, an denen 180 Personen teilnehmen können. Dafür müsste die Jahnstraße verlegt werden. Statt der relativ geradlinigen Streckenführung, wie sie jetzt ist, sieht Planer Nicolas Neumann eine große Schleife vor, eine Verschwenkung, die mehr Raum für das Vereinsheim lässt, aber auch dafür sorgt, dass die Autos, die dort vorbeifahren, abbremsen müssen. Und um möglichst viel Verkehr vom Sportpark fernzuhalten, schlägt der Architekt einen Parkplatz zwischen alter Münchner Straße und der Halle vor. Auf diese Weise würden nur noch Gäste des dahinterliegenden Jugendhauses die Jahnstraße nutzen und im Sommer Badegäste. "Es wäre eine Aufwertung des Sportparks und auch des Georg-Froschmeyer-Platzes. Für Fußgänger ein echtes Erlebnis", schwärmt Meyer. Man hätte auch keine rückwärts rangierenden Mannschaftsbusse mehr. Das erhöhe die Sicherheit.
Das Vereinsheim selbst soll nach dieser Planung quadratisch und zweistöckig werden, vielleicht einen kleinen Regieraum bekommen. Das wünscht sich das Präsidium schon lange. "Andere Varianten würden wir nicht befürworten. Dann warten wir lieber ab", sagt Meyer. Es solle schließlich eine Lösung für die Zukunft sein.