Der TSV macht ernst beim Thema Prävention sexuellisierte Gewalt.
Die seit Herbst letzten Jahres geplante Veranstaltung, Prävention sexuellisierte Gewalt, fand nun mit Verspätung im Frühjahr beim TSV Eintracht Karlsfeld statt.
Das Thema ist weiterhin hoch aktuell. Umso wichtiger war es dem TSV, ein Zeichen zu setzen, sowohl Richtung Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen, als auch in den Verein hinein an alle Übungsleiter und Trainer. Der Vereinsjugendleiter Rolf Friedrichsen eröffnete die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass es ausschließlich um Prävention geht und nicht um einen akuten Problemfall im TSV.
Vom Sozialpädagogen Stefan Ehrlich, assistiert vom Religionspädagogen Norbert Elter, der auch KJR- Vertrauensperson ist, wurde das schwierige Thema für alle verständlich dargeboten. Die einzelnen Abteilungen des TSV hatten ihre Jugendleiter und Trainer, welche in der Kinder- und Jugendarbeit ehrenamtlich tätig sind, zu dem Vortrag delegiert. Knapp 40 Personen waren gekommen, unter anderem fast das komplette Präsidium.
Der Referent Stefan Ehrlich konnte nachvollziehbar herausarbeiten, wo z. B. bei Hilfestellungen im Sport die Grenzüberschreitung zu sexuellen Absichten beginnt. Überraschend für viele der Anwesenden dürften die Ausführungen zum möglichen Täterprofil gewesen sein; mit welch perfider Strategie sich erst das Vertrauen der Sport treibenden Kinder und Jugendlichen erschlichen wird, um später das Abhängigkeitsverhältnis auszunutzen. Zur Kenntnis gebracht wurden auch die Eskalationsstufen, mit der potenzielle Täter sich an ausgewählte Opfer „heranmachen.“ Und wie schwer es wird, Aussagen betroffener Kinder gegen die Verharmlosung der oft im Verein hoch angesehenen Täter abzuwägen.
In der anschließenden regen Diskussion ging es dann darum, was tun „im Fall der Fälle“? Bis hin zu konkreten Handlungsanweisungen, die der Verein beachten sollte. Auch hier wieder der Vorschlag, Strukturen aufzubauen, die als Handlungsmaxime für alle Abteilungen im Verein dienen sollten. So wurde vorgeschlagen, Richtlinien für Trainer zu formulieren, Vertrauenspersonen zu benennen, Vernetzung zum KJR zu nutzen usw.
Um die Gratwanderung, die sich Übungsleiter bei Hilfestellungen leisten müssen, zu entschärfen sollte man regelmäßig Eltern zum Training einladen, damit diese sich ein Bild von den Trainingsgepflogenheiten machen können. Abschließend nach dem Thema sex. Gewalt kam noch kurz das Thema: Körperliche Gewalt zur Sprache, z. B. Gewalt der Eltern gegenüber ihren Kindern. Leider konnte dieses Thema nicht mehr zufrieden stellend behandelt werden – das wäre wohl ein eigener Themenabend.
Mit der Hoffnung, dass der TSV mit seinen 1.700 Kindern und Jugendlichen weiterhin von sexueller Gewalt verschont bleiben möge, endete dieser hochinteressante Abend.
Rolf Friedrichsen
Unser Verein hat reagiert und einiges auf den Weg gebracht.
Downloads:
Selbstverpflichtung Verhaltenskodex
Als Sportverein ist es uns ein Grundanliegen, Kinder und Jugendliche zu schützen, zu stärken und sie zu selbstbewussten Menschen zu erziehen. Dies wollen wir durch eine Reihe von Maßnahmen erreichen.
Eine dieser Maßnahmen war die Benennung der Vertrauenspersonen Steffi Kahnt und Albrecht Hauger.
Wir erwarten von unseren Trainern und Übungsleitern die Selbstverpflichtung auf den Verhaltenskodex des TSV Eintracht Karlsfeld.
Alle Tätigen in der Kinder- und Jugendarbeit müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Der TSV Eintracht Karlsfeld hatte das bereits eingeführt, noch bevor es seitens der Träger der Jugendhilfe zur Pflicht gemacht wurde.
Um Missverständnisse im Bereich der Umkleiden zu vermeiden bitten wir die Eltern unserer jüngsten Mitglieder um Beachtung unserer Leitlinie:
Liebe Eltern!
Ihnen und Ihren Kindern gegenüber haben wir uns verpflichtet, unserer Aufsichtspflicht gewissenhaft nachzukommen. Wir sind darauf angewiesen, dass wir dabei Ihr Vertrauen haben.
Trotzdem bitten wir Sie um Ihre Unterstützung und Mithilfe im Bereich der Umkleidekabinen.
Die Kabinen dienen ausschließlich dem Umkleiden vor und nach der Sporteinheit.
Dort sollen sich Ihre Kinder sicher und ungestört vor und nach dem Sport umkleiden können. Dazu gehört, dass sich die Eltern oder Personen Ihres Vertrauens, welche den Bring- und Holdienst für Ihe Kinder leisten, NICHT bzw. nur in unabdingbaren Fällen - dann jedoch auch nur kurzzeitig - in den Umkleidekabinen aufhalten sollen. Die Umkleidekabinen dienen sicher nicht für längeren Aufenthalt während der Sporteinheit oder zum geselligen Aufenthalt/Ungerhaltungsort der Eltern/Vertrauenspersonen.
Bitte respektieren Sie diesen geschützten Bereich und warten Sie auf Ihr Kind nicht in der Umkleide. Auch wenn Sie glauben, Ihr Kind braucht Unterstützung: für die anderen Kinder sind Sie eine fremde Person, dies kann zu Verunsicherung führen, Ihr Kind würde es genauso empfinden.
Uns ist es nicht immer möglich, "berechtigte" von "unberechtigten" Personen im Raum zu unterscheiden. Um daher Irritationen zu vermeiden, haben wir uns für diese klare Linei entschieden.
Zudem fördert es die Selbstständigkeit der Kinder, wenn sie das Umkleiden eigenständig vernehmen können.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe!