Herbstspaziergang von TSV Ü55aktiv am 25.09.2019
15 Vereinsmitglieder begaben sich auf die Suche nach einigen Geheimnissen in der Münchner Innenstadt. Hannelore Elias hatte eine Tour zusammengestellt, die zweieinhalb Stunden viel Neues aus der benachbarten Millionenstadt ans Tageslicht brachte.
1. Geheimnis: Lola Montez als Bahnhofs-Architektin
Um 1840 beauftragte König Ludwig I. den Architekten Friedrich von Gärtner mit dem Neubau eines Bahnhofs, der 1848 in Betrieb genommen wurde.
Es ist erst in unserer Zeit bekannt geworden, dass das G'spusi des Königs, Lola Montez an der Bahnhoftsarchitektur beteiligt war. König Ludwig I. wollte sich an der Bahnhofsbaustelle über den Stand der Arbeiten informieren und kam natürlich in Begleitung seiner feschen Lola. Und die sagte gradeaus, was ihr gefiel und was nicht.
Der König befahl, dass der Bauplan danach zu modifizieren sei. Ob Lolas Korrekturen am Münchner Bahnhof auch ordnungsgemäß ausgeführt wurden, ist leider nicht bekannt.
2. Geheimnis: Brand des Münchner Glaspalastes
Der Münchner Glaspalast war ein Ausstellungsgebäude für die Allgemeine Deutsche Industrieausstellung 1854, errichtet 1853/54 nach den Plänen von August von Voit. Der Glaspalast war 240 m lang, bis zu 60 m breit, aus Gusseisen und Glas erbaut.
In der Nacht zum 6. Juni 1931 stand der Glaspalast in Flammen. 3000 Kunstwerke wurden vernichtet. Unersetzliche Werke gingen verloren - übrig blieben nur geschmolzenes Glas und verbogene Eisenträger. Warum der Glaspalast abbrannte konnte nie ganz aufgeklärt werden.
3. Geheimnis: Kurt-Eisner-Denkmal am Hintereingang zum Bayerischen Hof
In der Nacht zum 8. November 1918 erklärte Kurt Eisner die Monarchie der Wittelsbacher für beendet und rief die Republik Bayern aus. Er wurde zum ersten Ministerpräsidenten des Freistaats gewählt.
Am 21. Februar 1919 wurde Eisner in der Kardinal-Faulhaber-Straße ermordet. Sein Mörder war Anton Graf von Arco, ein völkisch-nationalistischer Student. Zwei Schüsse waren es, die ihn in den Rücken und Kopf trafen. Am Tatort befindet sich eine Gedenktafel und der Umriss des am Boden liegenden Opfers.
4. Geheimnis: Bankertsbalken - geliebter unehelicher Sohn
Bei dem Erzbischöflichen Palais handelt es sich um das im Barockstil erbaute Palais Holnstein, das der Kurfürst für seinen unehelichen Sohn errichten ließ. Am Giebel ließ er das Wittelsbacher Wappen einsetzen. Mit dem roten Balken.
Die Kurfürsten konnten ihre illegitimen Kinder zwar in den Adelsstand erheben, aber die hatten nie einen Anspruch auf die Thronfolge. Und genau das wurde durch den roten Balken angezeigt. Das ist der Bankertsbalken, denn in Bayern sagt man zu unehelichen Kindern, "Bankert".
5. Geheimnis: Drückebergergasse (Viscardigasse)
1933, nachdem Hitler das Amt des Reichskanzlers übertragen worden war, was er als Machtergreifung bezeichnete, machte er die Feldherrnhalle zu einer Propagandastätte mit einer Gedenktafel für getötete Putschisten.
Vor der Feldherrnhalle gab es eine Ehrenwache, zwei SS-Männer standen hier Tag und Nacht. Wer hier vorüberkam, musste den Hitlergruß ausführen. Um dies zu vermeiden, seien Andersgesinnte eben den kleinen Schleichweg durch die Viscardigasse gegangen. In der "Drückebergergasse" erinnert eine Bronzespur an diejenigen, die hier stillen Widerstand leisteten.
6. Geheimnis: Löwen vor der Residenz
"Du musst die Löwen reiben. Das bringt Glück." Kaum jemand kann begründen, warum die Berührung Glück bringen soll. Historisch gesehen ist es ein heidnischer Brauch. Wenn ich die Bronze berühre, dann geht die Kraft auf mich über.
Speziell für die Münchner Löwen gibt es eine besondere Geschichte.
Den Münchnern hat es nicht gepasst, dass König Ludwig I seiner Lola Montez unfassbar viele Rechte eingeräumt hatte. Ein Student verfasste einen Schmähbrief und brachte ihn an der Pforte der Residenz an. Daraufhin wurde auf die Ergreifung der Täter (man ging von mehreren Tätern aus) eine Belohnung ausgesetzt. Der Student verfasste einen zweiten Brief in dem stand: Es waren derer vier, ich, die Tinte, die Feder, das Papier. Beim Aufhängen des Schriftstücks wurde er erwischt und vor den König gebracht. Als der König den Text las, war er so angetan vom originell erstellten Schriftstück, dass er den Studenten begnadigte.
Beim Verlassen der Residenz wurden dem Begnadigten die Beine so schwach, dass er sich mit letzter Kraft an einem der Löwen festhielt und stammelte: "Was für ein Glück habe ich gehabt."
7. Geheimnis: Münchner Kindl - ein Filmschauspieler auf der Spitze
Es steht ganz oben auf dem Rathausturm, das Münchner Kindl. Das Modell für dieses Kind, geschaffen von Bildhauer Anton Schmid, war sein neunjähriger Sohn, der später sehr bekannt werden sollte.
Das Münchner Kindl hoch oben auf dem Rathaus ist kein anderer als Ludwig Schmid-Wildy. Zumindest die ältere Generation kennt ihn u.a. als Volksschauspieler aus dem Komödienstadl.
8. Geheimnis: Arme Sünder-Glocke - das letzte Stündlein hat geschlagen
Heute schweigt sie für immer. Die kleine Glocke, die hinter einem vergitterten Fenster am Nordturm der St. Peter-Kirche hängt, in München besser bekannt als der alte Peter, ist lang schon verstummt. Denn diese kleine Glocke hing nicht immer, wo sie heute hängt.
Früher wurde sie bei Hinrichtungen geläutet. Die Glocke stammt aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1327, also aus dem 14. Jahrhundert. In dieser Zeit und auch in der Folgezeit gab es in München viele Hinrichtungen - bis ins 19. Jahrhundert hinein.
9. Geheimnis: Kanonenkugel - Feuernde Österreicher - gelassener Pfarrer
An der Fassade neben einem Glasfenster an der hinteren Seite des Alten Peters steckt eine Kanonenkugel. Sie ist aber dort nicht stecken geblieben, sondern durch den Pfarrer dort eingemauert worden. Die Kugel schlug eigentlich durch das Fenster und blieb am Boden im Altarraum liegen.
Der Pfarrer hat aus dem Überbleibsel eines Angriffs kurzerhand ein kleines Mahnmal gemacht.
Zusammenstellung: Udo Hattwig
Vielen Dank an Hannelore Elias, die uns durch die Stadt geführt hat.
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